Königlicher Besuch am Johannisbrunnen

Historie Wasser aus Zollhaus war im 19. Jahrhundert populär – Durch Ersten Weltkrieg gingen Absatzmärkte verloren

Von unserer Mitarbeiterin Wilma Rücker

Zollhaus. Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich königlicher Besuch anmeldet – und schon gar nicht an der Aar. So ist es durchaus erwähnenswert, dass sich 1895, im September, Besucher aus Großbritannien am Zollhauser Johannisbrunnen vom Wiesbadener Fotografen van Bosch ablichten ließen.

Der Johannisbrunnen, damals in vollem Betrieb, war das Ausflugsziel seiner „Royal Highness“ Prinz of Wales und General Stanley Clarke, die mit weiteren zwölf Besuchern von Bad Homburg mit dem Zug nach Zollhaus reisten, um den Johannisbrunnen zu besuchen und die Pumpstation, den Füllbetrieb sowie den logistischen Ablauf des damals populären Wassers in Augenschein zu nehmen.

In Zollhaus empfingen Geschäftsführer Kennedy und der Manager Mr. Gordon die hohen Gäste, unter denen sich auch Prinz Nicholas von Nassau, Komtesse Adda von Merenberg, der Großherzog Michael von Russland und Prinz Albert von Schleswig-Holstein befanden. Die Beschaffenheit des kostbaren Wassers sowie Lagerung, Transport und die Frage, ob das Wasser in Tanks oder in Flaschen gefüllt wird, beschäftigte damals die prominenten Besucher, so stand es zu lesen in der Zeitung „The illustrated London News“ vom 21. September 1895.

Der Brunnen, seit 1882 unter der Aktien-Gesellschaft Johannisbrunnen Zollhaus wirtschaftlich genutzt, erlangte keine große Popularität. Jedoch hatten um 1900 etwa 50 bis 100 Personen, hauptsächlich Frauen, hier ihren Arbeitsplatz, und es wurden pro Jahr 2,5 Millionen Flaschen abgefüllt. Das Quellgebiet erstreckte sich auf einer Wiesenfläche von rund 1300 Quadratmetern. Die Johannisbrunnen AG war eine deutsch-englische Gesellschaft, der in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts einmal sogar König Edward VII. einen Besuch abstattete, der damals oft in Wiesbaden zur Kur weilte.

1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wurde das Unternehmen stillgelegt, da es seine ausländischen Absatzmärkte verlor. Die technischen Anlagen waren inzwischen veraltet, und Konkurrenzunternehmen arbeiteten günstiger. So wurde dieses einst blühende Unternehmen an der Aar, das zu jener Zeit auch noch zum „feindlichem Vermögen“ zählte, ausgeschaltet. Der reine Absatz in Deutschland war verschwindend gering, sodass die Produktion ganz eingestellt wurde.

Etwa 44 Jahre später, im September 1958, trafen sich die Bürgermeister des Vier-Sektoren-Dorfes Zollhaus und berieten, ob man den Sauerbrunnen wieder instand setzen könnte. Lange Zeit hatte sich niemand mehr für den einst bekannten Brunnen und das kostbare Nass, „ein für Leib gesundes und anmüthiges Wasser“, interessiert, das nun in den Zollhauser Aarwiesen ungenutzt versickerte. Die vier Bürgermeister beschlossen, den Brunnen wieder neu zu fassen. Die Zollhauser Feuerwehr sowie die Interessengemeinschaft erklärten sich bereit, die Reinigung und Betreuung zu übernehmen.

Heute erinnert nur noch wenig an den einst florierenden Absatz des Wassers. Spaziergänger auf dem Weg von Hahnstätten nach Burgschwalbach müssen sich anstrengen, um die ehemalige Quelle zwischen Büschen und Bäumen ausfindig zu machen.

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Donnerstag, 6. Januar 2011, Seite 22

Auf einem Foto wurde der damalige königliche Besuch am Johannisbrunnen in Zollhaus festgehalten.

 

Rückblick in die frühe Vergangenheit des Johannisbrunnens

Bereits 1583 ließ Graf Albrecht von Nassau-Weilburg durch den Kreuznacher Arzt Dr. Erhard Neyphard das Wasser des Säuerlings in den Wiesen von Burgschwalbach-Zollhaus untersuchen. In dem Gutachten ist zu lesen: „Es enthalte alle guten Eigenschaften, die dem Sauerwasser nötig seien. Es sei ebenso gut und nicht viel geringer als das zu Langenschwalbach (heute Bad Schwalbach), welches zu dieser Zeit gelobt und sehr besucht wurde. Der Graf möge diesem Wasser wohl eine Ehre antun, es fassen und rein verwahren lassen.“ Damals sandte der Burgschwalbacher Kellermeister Philipp Schauß zu Weihnachten 1584 auf das Grafenschloss nach Weilburg sechs Krüge voll des frisch gegrabenen Sauerborns mit der Anmerkung, dass das Wasser vom Adel „bei Leibesmangel“ gebraucht und dabei „seine heilsame Fruchtbarkeit“ gezeigt hätte. Der hessische Hofmedikus Dr. Wolff aus Marburg schrieb in einem Gutachten: „Das Wasser ist ein gesund, hart und leicht Wasser, sowohl im Leib als auch äußerlich zu gebrauchen.“

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Donnerstag, 6. Januar 2011, Seite 22

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Burgschwalbach
Do, 06. Januar 2011

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