Ortsgemeinde: Hochwasserwelle rollt den Palmbach hinunter
Unwetter Wehrleiter beraten über bessere Alarmierungskette Von unserer Redakteurin Katrin Maue-Klaeser
Burgschwalbach. In Ketternschwalbach begann der Weltuntergang am vergangenen Dienstag Stunden früher als in Burgschwalbach. Bereits um 17 Uhr wurden am Oberlauf des Palmbachs vollgelaufene Keller gemeldet, um 19 Uhr war die Ortsdurchfahrt der L 3031 gesperrt, weshalb etwa Hahnstättens Bürgermeister Volker Satony einen anderen Weg einschlagen musste. „Aber das Tal ist vor Burgschwalbach so breit, dass ich nicht dachte, dass es dort so schlimm werden würde“, sagt Satony.
Enormer Sog entsteht
Gegen 21.15 Uhr erreichte die Hochwasserwelle des Palmbachs, ausgelöst durch Starkregen und die teils enge, steile Topografie des Bachtals, Burgschwalbach. Binnen kürzester Zeit trat das sonst friedliche Rinnsal weit über seine Ufer, das Wasser strömte innerhalb von zehn Minuten 30, 40 Zentimeter hoch durch einige Straßen. „Der Sog, der dann sogar in so flachem Wasser entsteht, ist enorm“, erklärt Burgschwalbachs Ortsbürgermeister Ehrenfried Bastian. Er selbst konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten, als er herbeieilte, um zu helfen.
Noch eine Stunde bevor das Wasser kam, hatten Bastian und andere Helfer die Schächte im Ort gereinigt, sodass die Straßeneinläufe wieder frei waren. Doch bei diesen ungeheuren Wassermassen half das wenig. „Die Burgblickhalle stand da wie eine Insel zwischen zwei Flüssen, rechts und links strömte das Wasser vorbei“, ist Bastian immer noch fassungslos – und erleichtert, dass die Türen dicht gehalten haben und kaum Schäden in der Halle entstanden. Positiv überrascht ist der Ortschef auch, „dass alle hier mit Hand angelegt haben“. Der ganze Ort war auf den Beinen, jeder half jedem, sagt er stolz.
„Wir sind jetzt erst einmal mit der Schadensbilanzierung beschäftigt“, sagt Bastian. Was die Gemeinde unmittelbar betrifft, sind vor allem Schäden an einer Brücke und insbesondere die Unterspülung des Aartal-Radwanderwegs auf Burgschwalbacher Gemarkung. Noch lassen sich die Schäden nicht beziffern, doch „es wird eine teure Sache“, meint Bastian, der aber vor allem froh ist, dass kein Mensch zu Schaden kam.
Auch Volker Satony ist die Erleichterung anzumerken, dass der Feuerwehrmann in Zollhaus sich retten konnte: „Er ist unter der Brücke durchgesogen worden, wir konnten ihn nicht mehr sehen – wenn er sich nicht selbst an einen Baum hätte aufrichten können, hätte das Schlimmste passieren können“, ist Satony immer noch geschockt. Das jüngste derart heftige Hochwasser sei rund zehn Jahre her – auf solche Extremereignisse könne man sich kaum vorbereiten: „An etwas wie dieses Mal kann sich niemand erinnern. Das kann man nicht verhindern.“ Die schlimmsten Schäden im Palmbachtal habe Ketternschwalbach zu verkraften. Für die Gemeinde Burgschwalbach rechnet der Verwaltungschef mit Schäden von mindestens 50 000 Euro.
Anlässlich der Wehrleiterdienstbesprechung sei allerdings bereits diskutiert worden, wie die Alarmierung bachabwärts besser abgestimmt werden kann. „Ja, die Kommunikationskette war etwas gerissen“, bestätigt Ehrenfried Bastian. Diese soll nun über die rheinland-pfälzisch-hessische Landesgrenze hinweg optimiert werden. „Wir werden uns mit Aarbergen und Hünstetten zusammensetzen“, plant Bastian.
Private Brücken überprüfen
Während Satony ankündigte, einige private Brücken über den Palmbach unter die Lupe zu nehmen, ob sie die Hochwasserlage verschärften, wenn sich Treibgut darunter verkeile, war Bastian über diesen Effekt punktuell ganz froh: „An einer Brücke oberhalb des Orts hatte sich auch Holz verkeilt – das hat dazu geführt, dass sich das Wasser auf Wiesen zurückgestaut hat und erst nach und nach in den Ort hineinlief, meint Bastian. „Weitere Rückhaltemöglichkeiten werden gesucht“, sagt Satony. Dieser Tage wird der Bauausschuss der Gemeinde tagen, bis dahin sollen die Schäden aufgenommen sein.
Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Dienstag, 5. August 2014, Seite 14
Friedlich plätschert er wieder dahin: Vergangenen Dienstag wurde der Palmbach zum reißenden Strom, der Brücken, Straßen, Gebäude und den Aartal-Radwanderweg beschädigte. Foto: Hans Georg Egenolf
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