Ortsgemeinde: Bleierne Krone für Burg Schwalbach
Sanierung Arbeiten verlaufen plangemäß. Von unserer Redakteurin Katrin Maue-Klaeser
Burgschwalbach. „Die ersten Bewohner sind schon eingezogen“, lächelt Kerstin Neeb vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB): 21 Dohlen und vier Falken haben die sanierten Mauern der Burg Schwalbach zu ihrem Zuhause erkoren. Teilstücke, deren Sanierung kurz bevorsteht, haben die Baufirmen in Absprache mit dem LBB hingegen vorsorglich mit Netzen verhängt – nicht, weil dort schon Passanten vor herabfallenden Materialien geschützt werden müssten, sondern um zu verhindern, dass Vögel oder Fledermäuse dort einziehen und dann mit dem Fortschreiten der Arbeiten beim Nisten gestört werden. „Brutgelegenheiten für Höhlenbrüter im Mauerwerk bestehen zu lassen oder neu zu schaffen, zählt zu den Vorgaben bei einer solchen Sanierung“, erklärt Projektleiterin Neeb.
8,5 Millionen Euro investiert das Land in das Gesamtprojekt der Sanierung. Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro informierte sich nun über die Fortschritte am dritten Bauabschnitt, so lange die Burg noch ohne Klettern zu betreten ist: Der Torzwinger muss freigegraben werden, um ihn zu ertüchtigen, dann ist die Burg vorübergehend nur über ein Gerüst zugänglich.
„Während die Ringmauern eher statische Probleme verursachen, sind die Gebäude vor allem aufgrund ihres Volumens aufwendig zu sanieren“, berichtet Kerstin Neeb. Teile der Ringmauer sind so stark einsturzgefährdet, dass sie abgerissen werden müssen. In diesem Jahr soll der dritte Bauabschnitt beendet werden, die Haushaltsunterlagen für den vierten sind unterwegs.
„Es gibt mehr als 1000 Denkmäler im Kreis – und nicht alle entwickeln sich so gut“, lobte Landrat Frank Puchtler die gute Zusammenarbeit von LBB, Finanzministerium und der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE). Letztere ist mit der Nutzung und Verwaltung des Komplexes betraut. Bei Bau- oder Sanierungsbedarf stellt die GDKE eine Anfrage ans Finanzministerium, dessen Referat Landesbau dann sowohl als Bauherr als auch in der Funktion der Dienst- und Bauaufsicht auftritt, erklärt aus dem Referat Stefan Schuh. Die Aufgaben eines Architekten übernimmt dann der LBB, der die Bauausführung plant und die Aufträge vergibt.
GDKE-Generaldirektor Thomas Metz und Angela Kaiser-Lahme, Leiterin der Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer, überzeugten sich mit Staatssekretär Barbaro, Landrat Frank Puchtler und Bürgermeister Volker Satony vom Gelingen der Arbeiten. Hoch oben auf dem Gerüst nahmen sie etwa die gefalzten Bleiverwahrungen in Augenschein, die solche Mauerkronen dauerhaft vor eindringender Nässe schützen sollen, die ohne Gerüst nicht zu erreichen sind. An der bereits sanierten Kapelle sind die Mauerkronen mit Schieferplatten abgedeckt: „Dort kann man eine Leiter anstellen und eventuelle Schadstellen problemlos ausbessern, daher konnte auf Schiefer zurückgegriffen werden“, erklärt Kerstin Neeb.
Die Nistlöcher in den Außenwänden des Bergfrieds und der Blick in den Innenhof und auf das Dach des Palas faszinieren die Besucher. Die Substanz des Palas ist gut. Stefan Schuh betont: „Alles, was ein Dach hat wie der Palas, ist ideal gegen Nässe geschützt.“ Der Palas ist vor mehr als 30 Jahren im Zuge einer Gastronomieansiedlung saniert worden. Allerdings sei man von denkmalpflegerischer Seite heute zurückhaltend, wenn es darum gehe, mit einer Sanierung das Rad der Zeit zurückzudrehen: „Verfall gehört eben auch zur Geschichte eines Bauwerks.“
Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Samstag, 28. März 2015, Seite 20
Blick vom Gerüst auf die Burgkapelle und den Ort Burgschwalbach
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